Von Amalgam bis Keramik - welche Zahnfüllungen gibt es?

17. Juli 2024

Der Zahnarzt hat gebohrt – und nun? Das Loch im Zahn muss wieder verschlossen werden, damit der Zahn wie gewohnt belastet werden kann. Amalgam? Komposit? Keramik oder Gold? Die Frage nach dem passenden Material lässt sich nur individuell beantworten. Denn inzwischen gibt es zahlreiche Materialien für Zahnfüllungen, die sich in Punkten wie Stabilität, Ästhetik oder Kosten unterscheiden. Welche Füllung ist für welchen Anspruch geeignet? Ein Überblick: 

Was unterscheidet direkte und indirekte Füllungen?

Zunächst einmal unterscheiden Zahnärzte zwischen zwei Typen von Zahnfüllungen: den direkten, plastischen Füllungen und den indirekten Füllungen. Plastische Füllungen sind weiche Füllungen wie Amalgam oder Komposit, die direkt in das Loch eingebracht werden und dort aushärten. Da diese Zahnfüllungen schneller einzubringen sind als indirekte Füllungen, sind sie meist auch günstiger. Sie eignen sich vor allem für kleine bis mittelgroße Löcher.

Indirekte Füllungen wie Inlays aus Gold oder Keramik werden vorab individuell gefertigt und erst in einer zweiten Sitzung auf den beschädigten Zahn aufgebracht. Welche Variante im Einzelfall gewählt wird, hängt unter anderem von der Art der Beschädigung am Zahn sowie den Wünschen des Patienten ab.

Komposit - eine ästhetische Alternative nicht nur für Schwangere

Die Kompositfüllung, auch Kunststofffüllung, besteht aus einem Gemisch von Kunststoff und feinen Glaspartikeln, das direkt am Zahn bzw. im Loch angebracht wird. Sie kann farblich an die natürlichen Zähne angepasst werden und ist daher besonders für sichtbare Bereiche des Mundes geeignet. Die Zahnfüllung kann für eine Vielzahl von Zahnschäden verwendet werden, einschließlich kleiner bis mittelgroßer Löcher sowie für ästhetische Korrekturen wie das Schließen von Lücken zwischen Zähnen oder das Reparieren abgesplitterter Zähne. Allerdings: Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Kompositfüllungen in der Regel nur im Frontzahnbereich. Bei Schwangeren und Kinder unter 15 Jahren wird diese Zahnfüllung auch bei Backenzähnen gezahlt. 

Obwohl sie grundsätzlich widerstandsfähig sind und durchschnittlich vier bis neun Jahre halten, Kompositfüllungen sind in der Regel weniger langlebig als Amalgamfüllungen oder indirekte Füllungen aus Keramik oder Gold. Sie neigen dazu, schneller abzunutzen, vor allem bei intensiver Belastung etwa bei Bruxismus (Zähneknirschen).

Amalgamfüllungen halten zehn Jahre und länger

Amalgamfüllungen hingegen sind langlebiger, die Haltbarkeit liegt bei zehn Jahren und mehr. Sie sind äußerst widerstandsfähig und eignen sich gut für Backenzähne, die stark beansprucht werden. Zudem ist die Zahnfüllung preiswert und leicht zu verarbeiten. Daher zahlen die Krankenkasse in der Regel diese Behandlung. 

Gleichzeitig gibt es Bedenken gegen diese Variante, die schon seit vielen Jahren in der Zahnmedizin angewendet wird. Zum einen aufgrund der Farbe, denn Amalgam ist eine Mischung von Metallen, darunter Quecksilber, Silber, Zinn sowie Kupfer und daher silberfarben. Zum anderen gibt es Vorbehalte gegen das Quecksilber. Viele Patienten sorgen sich, dass Quecksilber beim Kauen austreten könnte, allerdings ist dies Studien zufolge unwahrscheinlich. Beim Anbringen der Füllung hingegen können geringe Mengen Quecksilber austreten und eingeatmet werden. 

Kein Amalgam mehr ab 2025

Auch für die Umwelt kann Amalgam wegen des Quecksilbers ein Problem darstellen. Die EU will Amalgam aus diesem Grund ab dem Jahr 2025 verbieten. Welches Material die Kassen anstelle des Amalgams in Zukunft vollständig bezahlen werden, ist allerdings noch nicht klar. 

Eine Notwendigkeit, vorhandene Amalgam-Füllungen aus Zähnen zu entfernen, gibt es aus zahnärztlicher Sicht nicht. Der Grund, warum Amalgamfüllungen abgeschafft werden, ist auch nicht die Sorge vor einem direkten gesundheitlichen Schaden für die Patienten. Vielmehr will man verhindern, dass Quecksilber in die Umwelt gelangt und so indirekt zur Gefahr für die Gesundheit wird.

Gold-Inlays sind besonders langlebig

Ein Inlay aus Gold hat viele Vorzüge wie beispielsweise die Langlebigkeit. Eine solche Füllung kann trotz intensiver Beanspruchung mehr als 20 Jahre halten, ist bruchsicher und zugleich gut verträglich. Das Material korrodiert nicht und behält seine Form und Funktion über viele Jahre hinweg, ohne zu verfärben. Diese Qualität hat natürlich ihren Preis: Eine solche Zahnfüllung ist teuer, nicht nur aufgrund der Materialkosten, sondern auch, da hierfür mindesten zwei Zahnarzttermine nötig sind. Dennoch haben einige Patienten Vorbehalte gegen dieses Material. Gold-Inlays sind goldfarbenen und somit im Mund deutlich zu erkennen.

Keramik-Inlays punkten bei der Ästhetik

Wer es unauffälliger möchte, dem seien Keramik-Inlays empfohlen, da diese farblich exakt an die natürlichen Zähne angepasst werden können. Zugleich sind sie sehr widerstandsfähig und bieten eine lange Lebensdauer, oft vergleichbar mit Gold-Inlays. Obwohl Keramik sehr hart ist, kann sie unter extremem Druck brechen oder Risse bekommen, etwa wenn Patienten Zähne knirschen.

Auch bei den Kosten nähern sich die Keramik-Füllungen preislich an die Gold-Inlays an, da auch hier meist mehrere Sitzungen nötig sind, Laborkosten hinzukommen und im Einzelfall auch ein Provisorium eingesetzt werden muss. Die Kosten für Inlay-Behandlungen werden in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. 

Die Entscheidung, welches Material im Einzelfall das Geeignetste ist, sollte in Absprache mit dem Zahnarzt getroffen werden. So können Arzt und Patient sicherzustellen, dass sie die beste Option für die individuellen Bedürfnisse und die jeweilige gesundheitliche Situation wählen.

 

Quellen: 

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
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